Ein Auszug aus der Geschichte

Mit der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone formierte sich 1949 der Deutsche Imkerbund Ost, danach der Imkerbund der DDR. Infolge staatsorganisatorischer Veränderungen (Auflösung der Länder – Neugliederung der DDR in Bezirke – hatten sich Imker im 1959 gegründeten Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter (VKSK) Fachrichtung Imker zu organisieren. Imkern war nicht mehr nur Hobby, sondern bedingt durch die Mangelwirtschaft und günstige staatliche Aufkaufpreise für Bienenhonig, auch ein nicht zu unterschätzender Nebenerwerb. Honig galt in der DDR in erster Linie als Exportgut, um Devisen im westlichen Ausland zu erwirtschaften. Die Imker konnten den geschleuderten Honig ungesiebt und ungerührt in, durch die staatlichen Aufkaufstellen des Volkseignen Erfassungs- und Aufkaufbetriebes (VEAB), bereitgestellten Behältern, zu einem fest garantierten Ankaufspreis von 14 DDR-Mark pro Kg abgeben.

Nicht unerwähnt bleiben darf hier der Name Martin Richter. Martin ist nicht nur Mitglied unseres Imkervereins, sondern auch Ehrenimkermeister im Landesverband Sächsischer Imker e.V.. Bereits im Alter von 14 Jahren übernahm Martin den aus 12 Hinterbehandlungsbeuten bestehenden Bienenstand seines Großvaters in Karl-Marx-Stadt. Es dauerte nicht lange und der umtriebige Martin wurde mit 22 Jahren Vorsitzender des Karl-Marx-Städter Imkerverbands. Das ihm dann auch die Funktion eines Wanderobmannes im VKSK der DDR inne wurde, schien nur folgerichtig. Gemeinsam mit Imkerfreund Hans Fischer erwarb man zwei ausrangierte IFA H6 Busse vom Kraftverkehr Karl-Marx-Stadt und baute diese zu selbstfahrenden Bienenwandermobilen um.

Neben dem jeweils 42 Hinterbehandlungsbeuten (Normbeute 52) fassenden Arbeitsraum, bot ein solcher Bienen-Bus auch ausreichend Platz für ein Wohnabteil und einen Schleuderraum. Fortan ging es in den nächsten 10 Jahre gemeinsam auf Bienen-Wanderschaft. Wandern stand in der DDR-Imkerei auf der Tagesordnung und so berichtet auch der limbacher Imker Heinz Semmler in seinen Aufzeichnungen „Imkerliches Jahrbuch von Heinz Semmler“ hiervon. Martin fuhr mit seinem Bienenbus quer durch das Gebiet der DDR, los ging es in die Obstblüte nach Werder, den Raps in Schwerin, die Robinie bei Strausberg, die Waldtracht bei Geyer, dann in die Wicke, und abschließend den Rotklee. Heinz vermeldet das Anwandern der Mühlauer Obstplantage, stellte seinen Bienenwagen ans Rapsfeld bei Grüna um anschließend die Waldtracht im Fichtental nahe Langenberg zu nutzen. Bestäubungsprämien zwischen 5 und 120 DDR-Mark machten das Wandern äußerst lukrativ. Heinz verzeichnet noch im Jahr 1990 eine Bestäubungsprämie von 80 DDR-Mark pro Bienenvolk, welche ihm durch die Mühlauer Obstplantage gezahlt wurde.

Im Rahmen der politischen Wende suchte man vorerst nach einer Reformierung der DDR und so wurde Martin Richter – Präsident des Vorbereitungskomitees für einen Imkerverband DDR – Gründungstermin für den „Imkerbund der DDR i. G.“ sollte der 23.06.1990 sein. Dem vorgelagert nahm Martin am 10. Mai 1990 am ersten offiziellen (Sondierungs)Treffen mit dem „Deutschen Imkerbund“ teil. War man noch mit dem Gedanken angereist, zukünftig zwei Imkerverbände auf deutschem Boden zu haben, reiste man mit dem Entschluss ab, neue Landesverbände zu gründen um diese in den bereits bestehenden „Deutschen Imkerbund“ integrieren zu können.

Schon neun Tage später, am 19.05.1990 gründete sich der „Landesverband Sächsischer Imker e. V.“ welcher am 06.10.1990 in den „Deutschen Imkerbund“ aufgenommen wurde. Erster Vorsitzender wurde, wie sollte es anders sein, Imkerfreund Martin Richter, der dieses Amt fortan für sechzehn Jahre innehaben sollte. Den Limbacher Imkern wurde dann auch das Ausrichten der ersten Vertreterversammlung des Landesverbandes, welche am 08.12.1990 in der Limbacher Stadthalle stattfand, zuteil.

Mit dem Beitritt des Wirtschaftsgebietes der DDR zur Bundesrepublik Deutschland (BRD), entfiel der staatlich stark subventionierte Honigmarkt. In der neuen Zeit angekommen, mussten sich viele Imker erst einmal um andere Dinge kümmern und so sanken die Mitgliederzahlen in den Imkervereinen. Imkerei wurde mehr und mehr zum Liebhaberhobby. Die verbliebenen Imker mussten sich von nun an selbst um den Honigverkauf kümmern.

Auszug aus der Chronik des Imkervereins Limbach-Oberfrohna e.V.