Bienengesundheit

Unsere Bienenkästen bieten nicht nur dem Bienenvolk, sondern auch einer Vielzahl von weiteren Bewohnern Lebensraum. Sie sind an das Klima, die Materialien im Stock und an das Zusammenleben mit den Bienen angepasst. Unter den Mitbewohnern sind vor allem Vertreter der Mikroorganismen und der Gliedertiere zu finden. Manche Mitbewohner schaden den Bienen nicht, sondern sind sogar nützlich. Gleichzeitig gibt es auch jene Mitbewohner, welche das Leben des Volkes und der einzelnen Bienen bedrohen können.


- Gesund oder Krank - Eine Frage des Gleichgewichts


Ob ein Volk gesund oder krank ist, hängt davon ab, ob seine Vitalität und Infektionsabwehr dem Infektionsdruck und der Aktivität der Krankheitserreger über- oder unterlegen sind. Die Definitionen von “gesund” und “krank” gründen auf dem beweglichen Kräfteverhältnis zwischen dem Bienenvolk und den Krankheitserregern.

Dazu die drei wichtigsten Lehrsätze zur Bienengesundheit.

“Gesund ist ein Bienenvolk immer dann, wenn es Aufgrund der eigenen Abwehrmechanismen dem fortwährenden Infektionsdruck von Krankheitserregern erfolgreich standhält und die Harmonie im Bienenvolk gewahrt bleibt.” (Dustmann J.H., in Pohl F., 1995)

“Gesund ist ein Bienenvolk, wenn es für längere Zeit aus eigener Kraft überleben, sich fortpflanzen und vermehren kann.” (Moosbeckhofer R. und Bretschko J., 1996)

“Ein Bienenvolk befindet sich nicht deshalb in schlechtem Zustand, weil die Bienen krank sind, sondern umgekehrt: Die Bienen sind krank, weil das Volk sich in einem schlechten Zustand befindet.” (Atkinson J., in Pohl F., 1995)



Bienenkrankheiten: biologisch gesehen

Das Bienenvolk ist aus folgenden Gründen anfällig gegenüber Krankheiten:

 

- Ortsfeste Nester mit stabilen Mikroklima (hohe Temperatur und Luftfeuchte)

- Viele Individuen auf engem Raum

- Häufiger und enger Kontakt zwischen den Bienen eines Volkes

- Kontakt mit anderen Völkern (Räuberei)

- Viele unterschiedliche Vorräte (Wachs, Honig, Pollen)

- Lange inaktive Phasen bei Trachtmangel oder im Winter

 

Demzufolge gibt es aus fast jeder Erregergruppe bienenspezifische Krankheiten:

 

- Viren (Sackbrut, APV, DWV)

- Bakterien (Faulbrut)

- Pilze (Kalkbrut)

- Einzeller (Amöbenruhr, Nosematose)

- Milben (Acarapiose, Varroose)

- und eine Reihe an Schädlingen, von harmlosen Mitessern bis zu den auch wirtschaftlich bedeutsamen Wachsmotten

 

Trotz dieser Krankheiten hat die Honigbiene Jahrmillionen überlebt. Bienenvölker begegnen den vielfältigen Angreifern mit ebenso vielfältigen Abwehrmechanismen. Sie beruhen auf folgenden Eigenschaften: Anatomische, physiologische und verhaltensbedingte Abwehr der einzelnen Larven und Bienen sowie die soziale Organisation und das Verhalten des Volkes.


Durch die Imkerei wurden (und werden) jedoch neue Probleme geschaffen

- Hohe Bienendichte an attraktiven Standorten

- Aufstellung an nicht bienengerechten Standorten

- Weltweite Bienentransporte dadurch Verbreitung ursprünglich regional begrenzter Krankheiten

- Manipulation bei der Entwicklung des Bienenvolkes

- Verhinderung des Schwärmens

- Bekämpfung von Krankheiten (Verhinderung der natürlichen Selektion)

Massnahmen der Imker für die Gesundheit der Bienenvölker

Das Ziel ist, die natürlichen Abwehrmöglichkeiten der Bienenvölker zu unterstützen. Äussere Kennzeichen gesunder Völker sind eine gute Entwicklung verbunden mit regem Sammel und Putzverhalten. In der Praxis spricht man von starken oder vitalen Völkern.

 

Ob die Völker eine starke Population aufbauen und Vitalität zeigen, hängt von vielen Faktoren ab. Der Imker hat die Möglichkeit, mit der Betriebsweise, der Wahl des Standortes und mit der Varroabekämpfung die Entwicklung der Völker stark zu beeinflussen. Ein Volk mit einer schlechten Entwicklung kann in den meisten Fällen nicht allein durch das Auswechseln der Königin saniert werden. Gute Erfahrungen sind mit einer natürlichen Betriebsweise auf der Basis von regelmässiger Jungvolkbildung möglich. Dabei wird eine Selektion auf Vitalitätsmerkmale (z.B. guten Putztrieb) vorgenommen. Die Jungvölker dienen dazu, geschwächte Völker im Herbst und/oder im Frühjahr zu ersetzen, zu verstärken um die Vitalität zu verbessern.

 

Für eine gute Volksentwicklung sind die Bedingungen des Standorts von zentraler Bedeutung. Dazu gehört in erster Linie ein fortgesetzter Futterstrom. Dieser ist abhängig vom Klima und dem Angebot der Trachtpflanzen. Oft können optimale Bedingungen mittlerweile nur durch Wanderung erreicht werden.

 

Die Varroapopulation muss durch ein bewährtes Bekämpfungskonzept unter der Schadenschwelle gehalten werden.

Ist dies nicht der Fall, können leistungsfähige und ansonsten gesunde Völker in wenigen Wochen eingehen. Das Überwachen der Varroapopulation ist eine der wichtigsten Massnahmen. Dadurch wird ein übermässiges Ansteigen bemerkt und die notwendigen Bekämpfungsmassnahmen können rechtzeitig eingeleitet werden. Neben den biotechnischen Verfahren im Frühling und Vorsommer wird nach der Honigernte die Milbenpopulation im Juli und August durch die Langzeitbehandlung mit organischen Säuren oder mit ätherischen Ölen für ca. 6 Wochen stark reduziert. Sobald die Völker brutfrei sind, werden sie im November zusätzlich noch einmal behandelt. Bei konsequenter Durchführung eines Konzeptes sind vor Abschluss der Honigernten im folgenden Jahr keine weitere Behandlungen notwendig.


Die wichtigsten Bienenkrankheiten


Es gibt zwei Bienenkrankheiten, die Aufgrund ihrer biologischen und wirtschaftlichen Bedeutung eine Sonderstellung einnehmen: Die Varroose, da alle Bienenvölker von der Varroa-Milbe befallen sind und unbehandelte Völker eingehen (regelmäßige Bekämpfungsmaßnahmen sind unerlässlich!) sowie die Amerikanische Faulbrut, da diese äußerst ansteckend ist und hier der Amtsveterinär die Behandlung anordnet und koordiniert (Sperrbezirke!).

Die übrigen Bienenkrankheiten sind zum Teil „Faktorenkrankheiten“ (d.h. der klinische Ausbruch wird durch mehrere Faktoren wie Standort, Klima, Tracht und imkerliche Maßnahmen gesteuert). Sie treten daher meist periodisch auf und führen selten zu Totalverlusten, können aber trotzdem erheblichen wirtschaftlichen Schaden verursachen.

 

Anzeigepflicht:

Die Krankheit muss dem Amtsveterinär angezeigt werden, der das weitere Vorgehen koordiniert. Bei den Bienenkrankheiten wird die Kontrolle z.T. an speziell geschulte Bienesachverständige der Imkerverbände delegiert wie z.B. die Ausstellung des Wanderzeugnisses (nur mit nachweislich Faulbrut freien Bienenvölkern darf gewandert werden).

 

Derzeit sind Anzeigepflichtig:

- Amerikanische Faulbrut

- Varroose (da alle Völker befallen sind, werden hier keine speziellen amtlichen Maßnahmen durchgeführt).

- Acarapiose (Tracheenmilbe), auch hier wird auf permanente Kontrolle und spezielle Maßnahmen derzeit verzichtet.

- Kleiner Beutenkäfer (Aethina tumida), im Falle einer Einschleppung.

- Tropilaelaps-Milbe (Tropilaelaps clarae), im Falle einer Einschleppung


Amerikanische Faulbrut - Die Sanierung obliegt den Veterinärbehörden im allgemeinen in Kooperation mit den Bienensachverständigen.

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Amerikanische_Faulbrut_Merkblatt_2_Nov08
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Vergiftungserscheinungen

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Antrag auf Untersuchung bei Bienenvergiftungen © Julius Kühn Institut JKI
Antrag Bienenvergiftungen 2008-04.pdf
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Merkblatt für die Einsendung von Bienenproben © Julius Kühn Institut JKI
merkblatt_bienen 2008-04.pdf
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Für Beratungen auf anzeigenpflichtige Krankheiten sowie dem Verdacht auf Vergiftungen stehe ich als Bienensachverständiger jedem Imker zur Verfügung.

 

Verfahrensablauf bei Bienen- und Völkerschäden