Die Körung der Bienenrasse Carnica

Vorwort zu den Merkmalsbeurteilungen:

 

Das vitale Bienen sanftmütig sein können und hohe Erträge bringen, wissen wir heute, genau wie die Tatsache, dass nicht morphometrische Rassestandards die Bienenzucht weiterbringen, sondern eine konsequente Auslese auf Krankheitsresistenz und Vitalität auf breitester genetischer Basis - dies im wahrsten Sinne des Wortes. Die von Prof. Ludwig Armbruster propagierte Kombinationszucht bietet heute die Grundlage jeder sinnvollen Zuchtarbeit.

 

Es wird daher nur eine Frage der Zeit sein, das diese nachfolgend aufgeführten Merkmalsbeurteilungen (hier die Rasse Carnica betreffend) noch weiter Anwendung finden. Zudem wird es mindestens ein weiteres Jahrzehnt dauern, bis man auch die enorme Leistungsteigerung der rezenten Landbiene, dank dem Einfluss der Einkreuzung der Buckfastbiene zuerkennen wird.


nachfolgende Ausführungen sind zu Ehren der enormen Arbeit der Carnica-Züchter


Merkmalsbeurteilung der Honigbiene der Rasse Carnica

 

Die Leistung von Königinnen werden durch eine sogenannte "Leistungsprüfung" ermittelt, sowie die rassetypischen Merkmale der Nachkommen (Arbeiterinnen/Drohnen) bei der Merkmalsbeurteilung festgestellt. Der Begriff "Körung" wird für das Messen unter anderem des Cubitalindex (CI),Hantelindex (HI), uvm. verwendet. Kören bedeutet auch: Das Auslesen (selektieren) von Bienenvölkern mit einem sehr gutem Zuchtwert. Im Zuchtwert wird die genetische Veranlagung für verschieden Leistungsmerkmale gemessen, wie für Honigleistung, Sanftmut, Wabensitz, Schwarmträgheit und Varroatoleranz. Jene Völker werden zur Erzeugung der nächten Generation "gekört". Diese Leistungserfassung ist die eigentliche Körung auf Zuchtwürdigkeit.

Die nachfolgenden Beschreibungen der Merkmale zur morphologischen Bewertung sind Werte die speziell bei der Rasse Carnica Verwendung finden. Eine morphologische Bewertung beispielsweise der Rasse Buckfast findet keine Anwendung. Hierfür sind die Zuchtwerte ausschlaggebend. Alles dazu auf der Seite "Zuchtwerte".

Entnahme von Bienen- und Drohnenproben zur morphologischen Bewertung

 

Zur morphologischen Beurteilung der Völker müssen einwandfreie Körproben zur Verfügung stehen. Für die orientierende Untersuchung eines Volkes im ersten Lebensjahr der Königin (Vorkörung) werden 25 Arbeiterinnen benötigt. Eine Vollkörung verlangt mindestens 50 Bienen und allenfalls zusätzlich mindestens 50 Drohnen.

 

Morphologische Bewertung des Flügelgeäders und der Körpermerkmale

 

Die morphologische Bewertung des grossen Forderflügels sowie der Körpermerkmale dient der Kontrolle der Reinpaarung und damit der Abschätzung der Erbsicherheit sowie der Rassenzugehörigkeit. Die Beurteilung der Korrelation Hantelindex – Discoidalverschiebung mit Vertrauensbereich, sowie die Klassifizierung der Einzelkurven Cubitalindex, Hantelindex und Discoiadalverschiebung werden die grösste Bedeutung zugeordnet. Zusätzlich als Unterstützung können die Körpermerkmale beigezogen werden.

Folgende morphologische Bewertungspunkte werden nach Kruber und Ruttner beurteilt:

Arbeitsbienen

CI, (Cubitalindex)

HI, (Hantelindex)

DV, (Discoidalverschiebung)

Korrelation HI – DV

Vertrauensbereich

Panzerzeichen

Haarlänge

Filzbinden

Drohnen

CI, (Cubitalindex)

HI, (Hantelindex)

DV, (Discoidalverschiebung)

Korrelation HI - DV

Vertrauensbereich

Panzerzeichen

Haarfarbe

 



Der Cubitalindex

 

Die Vorderflügel der Bienen haben eine feine Äderung mit deutlicher Unterteilung in einzelne Zellen. Die Verhältniswerte der einzelnen Aderabschnitte zueinander sind bei den diversen Bienenrassen unterschiedlich aber erbtreu. Man hat daher über den Cubitalindex das wichtigste Merkmal zur Unterscheidung der Rassen.

 

Bei den Arbeitsbienen erfolgt die Beurteilung des Cubitalindex aufgrund des Mittelwertes und der Variationskurve und sollte im Durchschnitt über 2,5 liegen.

Bei den Drohnen wird auch der Mittelwert und die Variationskurve beurteilt. Die Einzelwerte dürfen weit streuen aber der Mittelwert soll deutlich unter dem realen Wert von 1.7 liegen.


Der Hantelindex

 

wird wie der Cubitalindex an der 3. Cubitalzelle gemessen. Der Hantelindex ist das Verhältnis von c / d.

 

Die Diskoidalverschiebung

 

Für die Messung der Discoidalverschiebung wird eine Linie entlang der Radialzelle gezogen und darauf im Winkel von 90° eine zweite Linie, die durch den Punkt H geht. Die Discoidalverschiebung ist die Entfernung des Punktes DV von der zweiten Linie.

Bei der Discoidalverschiebung gibt es positive und negative Werte. Ein positiver Wert liegt vor, wenn der Punkt DV in Richtung Flügelspitze liegt. Die Discoidalverschiebung ist ein aussagekräftiges Unterscheidungsmerkmal zwischen der Mellifera und den anderen europäischen Bienenrassen.

Bei der Mellifera ist die Discoidalverschiebung negativ – bei den anderen Bienenrassen ist die Discoidalverschiebung positiv.


Korrelation HI-DV

 

KRUBER entdeckte, dass bei reinrassigen Bienen der Hantelindex und die Discoidalverschiebung korreliert sind. Das gilt für alle Rassen und er hat “Vertrauensbereiche” für die einzelnen Rassen definiert.

Der Vertrauensbereich der Mellifera liegt bei niedrigeren, der Vertrauensbereich von Carnica und Ligustica bei höheren Werten von Hantelindex und Discoidalverschiebung. Die Fläche des Vertrauensbereichs für Arbeiterinnen ist in etwa symmetrisch zur Linie der vollkommenen Korrelation angeordnet. Der Vertrauensbereich für Drohnen ist etwas nach Oben verschoben.

 


Panzerzeichen der Arbeiterinnen und Drohnen

 

Arbeiterinnen: O…ohne Zeichen, Sollwert bei: Carnica Mellifera Carpatica

 

2R…mehrere Ringe, Sollwert bei: Ligustica

Dohnen: O…ohne Zeichen, Sollwert bei:  Carnica  Mellifera  Carpatica

 

R…mehrere Ringe, Sollwert bei: Ligustica


Haarlänge

 

Die Haarlänge der Arbeiterinnen wird an der 5. Rückenschuppe im Vergleich zur Breite des ersten Fußglieds gemessen. Herold schlägt eine Anordnung mit einem (0.35 mm dickem) Wabendraht und einer Lupe vor.

 

l…Lang, Sollwert bei: Mellifera

 


Filzbinden

 

Zur Messung der Filzbinden wird die Arbeiterin an der Brust festgehalten und leicht am Hinterleib gezogen.Gemessen wird an der mittleren Filzbinde.

 

F…Breit, Sollwert bei: · Carnica · Ligustica · Carpatica

 

f…Schmal, Sollwert bei: Mellifera

 


Haarfarbe

 

Für die Messung der Haarfarbe bei Drohnen werden spezielle Farbtafeln verwendet. Der Drohn wird auf die Farbfelder der Farbtafel gehalten und verschiebt ihn von Feld zu Feld solange bis die Haarfarbe nicht mehr vom Untergrund zu unterscheiden ist. Dazu die gebräuchliche Farbtafel nach Goetze.