Bestäubung

Die Honigienen sind nach Rind und Schwein die drittwichtigste Nutztierrasse in Deutschland und Europa. Ohne die Bestäubung durch Bienen z.B. bei Äpfeln, Birnen, Kirschen, Raps und vielen weiteren von Menschen genutzten Pflanzen wäre es schlecht um unsere gesunde Ernährung bestellt.


Blüten sind nicht deshalb so farbenfroh und vielgestaltig, um die Menschen zu erfreuen. Die verschiedenen Pflanzenarten haben sich in ihrer Entwicklung auf bestimmte Bestäuberinsekten spezialisiert. Die Bestäuber wiederum haben parallel eine Spezialisierung auf bestimmte Blütenpflanzen vollzogen. So ist in Millionen Jahren eine Artenvielfalt bei den Pflanzen und bei den Bestäubern entstanden. Als Konsequenz müssen wir als Gärtner, Landwirte oder Naturliebhaber feststellen, dass nicht jede Pflanzenart und auch nicht alle Kulturpflanzenarten von einer Bienenart, z. B. der Honigbiene, bestäubt werden können.

Die Honigbiene ist bei ihrer Entwicklung den Weg eines „Generalisten“, was den Blütenbesuch angeht, gegangen: Mittelgroß
und mit mittellangem Rüssel, passt sie auf viele Blütenformen und -größen. Honigbienen sind jedoch auch spezialisiert darauf, Massenangebote effektiv und schnell zu nutzen. Nahrungsmangel im Winter oder während der Sommertrockenheit gleichen sie durch die Vorratshaltung aus. Schlagkräftig durch die hohe Anzahl der Helferinnen, lernfähig und blütenstet (bleiben einer Blütenart so lange sie ergiebig ist treu), findig und mitteilsam bei der Suche und weit reichend in ihrem Aktionsradius, das sind ihre herausragenden Merkmale.

Gerade der Anbau von Pflanzen in Monokulturen begünstigt und verlangt die Honigbiene zur Bestäubungssicherung. Die oben
genannten Eigenschaften (Individuenzahl, Blütenstetigkeit, Verständigung) machen sie äußerst effektiv. Besonders hervorzuheben ist dabei die Möglichkeit, Bienenvölker einfach umzustellen, sowie ihre leichte Verfügbarkeit.
Ihr Anteil an der Bestäubung der Kulturpflanzen liegt bei über 90 %. Ausreichende Bestäubung sichert nicht nur einen hohen Ertrag, sondern verbessert auch die Fruchtqualität: Größere, wohlgeformte und haltbarere Früchte mit erhöhtem Zucker-, Säure- bzw. Mineralstoffgehalt werden ausgebildet.

Leider haben die Bienen, die ihre Fleißarbeit meist unauffällig im Hintergrund erbringen, in den letzten Jahren immer wieder für
besorgniserregende Schlagzeilen gesorgt: Wiederholt kam es zu merklichen Bienensterben, deren Ursachen immer noch nicht
mit Sicherheit bekannt sind. Eine mögliche Ursache ist meiner Meinung nach, der intensive Ackerbau und nach der Obst- und Rapsblüte häufig keine „Bienenweide“ mehr mit ausreichender Pollen- und Nektarversorgung. Dadurch ist eine ganzjährige
Standortimkerei in sehr vielen Gebieten die es einmal waren, heute kaum noch möglich.

Einen zweiseitigen Artikel schrieb ich dazu für die Wirtschaftszeitung - Ausgabe Mai 2012

Auch die Hälfte unserer heimischen Wildbienenarten ist vom Aussterben bedroht und die Zahl der Honigbienenvölker ist wie oben beschrieben rückläufig. Viele Wildbienenarten haben eine sehr spezialisierte Lebensweise, was den Blütenbesuch und den Nistort angeht. Sie können nur durch die Erhaltung und Pflege ihrer natürlichen Lebensräume und durch eine angemessene landwirtschaftliche Nutzung geschützt werden.
Verbraucherinnen und Verbraucher können mithelfen, Honig- und Wildbienen zu erhalten, wenn sie

- Honig und weitere Bienenprodukte aus heimischer Produktion kaufen,
- blütenreiche Gärten anlegen,
- Nisthilfen für Wildbienen anbringen.

Ein guter Absatz und interessierte Verbraucher helfen jeder Imkerei und stärken zugleich die regionale Wirtschaft.

Honig lässt sich importieren, Bestäubungsleistung nicht !